Datum
13.03.2012
Dieser Beitrag wurde verfasst von:
Eines der vorherrschenden Themen der diesjährigen CeBIT war Cloud IT und speziell die teils neuen B2B-Marktplätze als zentrale Vertriebsplattform für Cloud- und SaaS-Applikationen. Viele Software- und Technologiehersteller haben hinsichtlich der guten Erfolgstorys der Consumer App Stores (z.B. Apple oder Google) das Marktplatzmodell für den Vertrieb von Geschäftsapplikationen für sich erkannt. Beispielsweise stellten die Telekom und Fujitsu neben anderen auf der Messe ihre Marktplatzlösungen vor und werben um Cloud-Nutzerunternehmen sowie insbesondere die Lösungspartner.
Somit bestätigt diese Entwicklung das von Analysten prognostizierte Trendthema der B2B-Marktplätze für 2012. Auch IBM zeigte in Kooperation mit dem SaaS-EcoSystem e.V., das Netzwerk von Kompetenzträgern aus dem SaaS & Cloud-Computing-Markt, wie eine herstellerneutrale Annäherung zum Themenbereich der B2B-Marktplätze gestaltet werden und weitergehend auch Cloud-Experten und -Technologien neben den Cloud-Lösungen gefunden werden können.
Denn das Feld bereits marktfähiger Cloud-Lösungen ist unübersichtlich. Deshalb baut das SaaS-EcoSystem derzeit einen Lösungskatalog und Mediathek auf:
Unter www.cloud-planer.de steht potenziellen Anwendern ein neutrales, anbieterunabhängiges Verzeichnis „echter“ Cloud-Dienste zur Verfügung. Cloud-Lösungen, -Experten und -Technologien lassen sich dort nach verschiedenen Kriterien wie „Branche“, „Anwendungen“ und „Geschäftsbereiche“ durchsuchen. So finden Interessierte nach maximal drei Mausklicks den passenden SaaS-/Cloud-Anbieter für ihr Anliegen.
Die klar auf den Lösungsvertrieb fokussierten Herstellermarktplätze lassen gerade hinsichtlich der Transparenz und Beratungskompetenz viele Wünsche offen. Zudem wird stets davon ausgegangen das die “Brave New Cloud World” die mittelständischen Nutzerunternehmen alleine glücklich machen wird. Natürlich birgt gegenüber vielen IT-Trends der Vergangenheit nun die Could-IT gerade für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) neue Möglichkeiten zur IT-gestützten Umsetzung innovativer Geschäftsmodelle. Unternehmen können durch die Nutzung bestehender unternehmensinterner IT-Landschaften in Kombination mit unterschiedlichen Cloud Unternehmenslösungen und Cloud Infrastrukturdiensten ihren Bedarf für die Prozessunterstützung passgenau zusammenstellen. Externe Cloud-IT wird jedoch nicht in allen Bereichen die klassischen Inhaus IT-Systeme ersetzen können. Die Verfügbarkeit und Vorteile von einerseits etablierten internen Systemen (on-premise) und andererseits den externen, neuen SaaS- und Cloud-Angeboten (off-premise) wird vermehrt zu hybriden Ansätzen führen, die das Beste aus beiden Welten miteinander verbinden, um die Vorteile von on- und off-premise Systemen optimal ausschöpfen zu können.
Bei solch hybriden Szenarien wählt das Nutzerunternehmen die Cloud-Lösungsanbieter hinsichtlich ihrer Vertrauenswürdigkeit und der sicheren Verarbeitung der Daten aus. Unter Berücksichtigung regulatorischer Anforderungen muss dabei entschieden werden, welche Daten und Prozesse in solchen hybriden Cloud-Szenarien verteilt bzw. ausgelagert werden können. Dadurch bestehen erhöhte Anforderungen an die gesteuerte Prozesskommunikation zwischen heterogenen, verteilten Systemen – konkret die sichere, zuverlässige und transaktionsorientierte Übertragung, sowie die Transformation und Integration von Daten und Services. Als Basis für die Realisierung dienen unterschiedliche Integrationsstrategien, neben etablierten Connectivity, Messaging und Integrationsansätzen auch spezielle Cloud-Integrationslösungen, mit denen sich die Cloud-Dienste und SaaS-Schnittstellen mit den internen Applikationen und Systemen verbinden lassen.
Zur optimalen Nutzung und Wertschöpfung aus hybriden IT-Betriebsmodellen ist neben der Kommunikations- und Integrationsfähigkeit der Cloud-Dienste, die Interoperabilität von Cloud-Services wichtig – portable Cloud Architekturen als der Heilige Gral der Cloud-IT – in denen Cloud-Services frei zwischen verschiedenen Cloud-Providern übertragen werden können. Eine der größten Herausforderungen liegt in dem Management dieser hybriden Ansätze und der Schaffung der dazu notwendigen Voraussetzungen für Standardisierung, Interoperabilität und Industrialisierung.
Somit sollte die IT- und Prozessarchitektur der Unternehmen die notwendigen Bausteine definieren und realisieren, um die internen IT-Strukturen zusammen mit Shared oder Public Cloud Angeboten zu nutzen. Notwendig sind hierzu praktikable Architekturmuster und Standardisierung – Bestrebungen, an denen Forschungsinstitute, Universitäten und industriellen Anbietern zusammen mit Standardisierungsorganisationen arbeiten, um mittelfristig portable Cloud-Dienste realisierbar machen.
Nehmen wir ein Beispielszenario zur besseren Veranschaulichung an: ein mittelständisches Unter-nehmen mit 500 Mitarbeitern und europaweit tätigem Außendienst möchte sein Kundenbeziehungsmanagement (CRM) optimieren. Es hat den Markt grob bewertet und möchte hierzu ein SaaS-Angebot verwenden unter Beibehaltung der internen Warenwirtschaft & Finanzbuchhaltung. Wichtige unternehmenskritische Daten sollen nicht die eigene IT verlassen, womit ein kontrollierter und automatisierter Datenaustausch zu gewährleisten ist. Wie kann hier vorgegangen werden?
Natürlich gilt es zunächst, das für dieses Unternehmen richtige CRM SaaS-Angebot zu identifizieren, zur Unterstützung eines einheitlichen, kundenorientierten Auftretens des gesamten Unternehmens. Weiterhin die Prozesse des Innen- und Außendienst zu kennen und deren Informationsbedarf daraus abzuleiten, um den Kunden- und Auftragsdatenfluss zwischen dem CRM und zum Beispiel der Auftragsbuchung zu beschleunigen. Darauf aufbauend sollte der Datenaustausch zur Kopplung des CRM mit der internen Warenwirtschaft geklärt werden. Der Datenaustausch zwischen den Systemen kann batch-orientiert, also in einer Art Stapelverarbeitung, oder per online Kopplung der Systeme erfolgen. Erfordert das Geschäftsmodell einen schnellen und flexiblen Datentransfer zur unmittelbaren Information der Außen- und Innendienstmitarbeiter, so sollte eine online Kopplung vorgenommen werden.
Wenn diese Integrationsproblematik unterschätzt wird kann dies zu Störungen im Geschäftsprozess führen. Unternehmen die dies bereits erlebten und das Vertrauen in die extern betriebenen Angebote verloren, reagierten z.B. mit einer Migration von der Cloud zurück in die eigene Infrastruktur. In solchen Fällen mussten die Unternehmen zu hohe Mittel allein in diese Kopplungsthematik investieren und betreiben daher wieder Insourcing.
Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen bietet die hybride Cloud-IT neue Möglichkeiten zur IT-Unterstützung der Geschäftsprozesse. Unternehmen können durch die Nutzung bestehender unternehmensinterner IT-Landschaften in Kombination mit unterschiedlichen Cloud Unternehmenslösungen (wie z.B. CRM) und Cloud Infrastrukturdiensten (z.B. Storage-as-a-Service) ihren Bedarf für die Prozessunterstützung passgenau zusammenstellen. Wenn auch das nahtlose Zusammenspiel der Geschäftsanwendungen – ob Inhaus betrieben oder im SaaS Modell genutzt – einfach und kostengünstig unterstützt wird, dann näheren wir uns langsam der “Brave New Hybrid Cloud World” ?