Datum
29.04.2013
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Heute wurde auf der Impact 2013 in Las Vegas Version 9 des bewährten WebSphere Message Brokers (WMB) unter dem Namen IBM Integration Bus (IIB) vorgestellt. Der Grund für die Umbenennung ist sicher die neue ESB-Strategie der IBM. Diese sieht vor, dass der Message Broker zur wichtigsten Integrationslösung der IBM wird und den WebSphere ESB (WESB) langfristig ablöst.
Darüber hinaus gibt es aber noch eine Reihe anderer, interessanter Änderungen im neuen Broker, die in diesem Artikel vorgestellt werden.
Um eine Überlastung der Backend-Systeme bei einer großen Zahl von eingehenden Nachrichten zu verhindern, verfügt der IIB über einen Traffic Shaping Mechanismus. In der aktuellen Version (V9.0) wird dazu die Anzahl der eingehenden Nachrichten über alle Input-Knoten in einem Message Flow summiert.
Wenn ein vordefinierter Grenzwert überschritten wird, wird die Nachrichtenverarbeitung gebremst und so dafür gesorgt, dass die Nachrichten langsamer an das Ziel-System weitergegeben werden. Diese Berechnung geschieht für jede eingehende Nachricht. Durch künftige Updates soll diese, bisher recht einfache Implementierung noch ausgebaut werden.
In manchen Fällen kann die Performance des Brokers, bzw. einzelner Schnittstellen, eine Business-Relevante Kennzahl sein, die überwacht werden soll. Dafür könnte man beispielsweise den WebSphere Business Monitor verwenden, der jedoch eigentlich für wesentlich komplexere Szenarien ausgelegt ist.
Aus diesem Grund bringt der IIB ein leichtgewichtiges Business Activity Monitoring mit, das auf den Broker-Statistiken aufsetzt und es erlaubt darauf KPI’s (Key Performance Indicator) zu definieren und diese in Echtzeit zu überwachen. Die Darstellung geschieht dabei über die in Version 8 des Message Brokers eingeführte Web Admin Konsole.
Wer bisher direkt im Message Broker Business Rules verwenden wollte, war auf das SupportPac IAM9 angewiesen. Dessen Funktionalität wurde jetzt mit Version 9 in den IIB übernommen. Damit ist es möglich, den Rule Execution Server (RES) des WebSphere Operational Decision Managers (ODM) innerhalb der Broker JVM auszuführen.
Zur Einbindung der Regeln in Message Flows gibt es einen neuen Decision Service Knoten. Die Regeln können unabhängig vom Message Flow, auch zur Laufzeit ausgetauscht werden. Zur Regelerstellung kann das Rules SDK Eclipse Plugin in das Message Broker Toolkit eingebunden werden.
Das neue Service Directory ist ein weiterer Schritt, um innerhalb App Connect Enterprise immer mehr Artefakte als Services zu kapseln um dann in den Message Flows nicht mehr die konkreten Details einer Schnittstelle kennen zu müssen, sondern diese aus dem Directory abzurufen. Ein Beispiel dafür ist ein MQ-Service. Im Service Directory befinden Queue Manager, Queue Namen, usw.
In den MQ-Nodes der Message Flows wird nun der MQ-Service verwendet, anstatt die konkreten Daten direkt im Flow zu verwenden. Dies ermöglicht einen einfacheren Austausch von Service-Endpunkten, ohne Veränderungen am Message Flow machen zu müssen und stellt eine Lightweight-Alternative zu externen Service Directories wie dem WSRR dar.
IBM App Connect Enterprise verfügt über einen Message Flow übergreifenden Cache, in dem beliebige Daten abgelegt werden können. Durch die Unterstützung von WebSphere Extreme Scale kann beispielsweise eine Datapower XC10 für das Caching verwendet werden.
Die aktuelle Implementierung hat noch einige Einschränkungen, so wird das Caching bisher nur von Java Nodes unterstützt und es können nur Standard Java Datentypen und Objekte im Cache abgelegt werden und es gibt keine Möglichkeit, den Zugriff auf die Daten im Cache zu regeln, also beispielsweise auf einzelne Flows oder Execution Groups zu beschränken.
Die IBM hat ein öffentliches Verzeichnis für DFDL-Datenmodelle eröffnet (zu finden unter: https://github.com/DFDLSchemas). Dort sollen zukünftig DFDL-Modelle für kommerzielle und wissenschaftliche Datenformate frei zugänglich gemacht werden um so Entwicklungsaufwände zu reduzieren. Darüber hinaus werden die im Message Broker verwendeten DFDL-Bibliotheken als Standalone-Produkt zur Verwendung in eigener Software veröffentlicht.
Mit Message Broker V8 wurde der Graphical Data Mapper stark überarbeitet. Die aktuelle Version wird nun ebenfalls als Standalone-Applikation veröffentlicht und kann auch im Rational Application Developer (RAD) verwendet werden.
Des Weiteren bietet der IBM Integration Bus einige neue Patterns, z.B. zur Integration mit dem IBM Business Process Manager (BPM), sowie der neuen WebSphere MessageSight Messaging Appliance.
Fazit
Viele der neuen Funktionen stellen Lightweight-Alternativen zu anderen IBM-Produkten dar, die direkt in App Connect Enterprise integriert wurden. Der Grund dafür könnte sein, dass häufig zwar der Bedarf da ist, die Kunden jedoch vor der Anschaffung eines weiteren IBM-Produkts zurückschrecken, von dessen Funktionsumfang sie sowieso nur einen Bruchteil nutzen wollen.
Das neue interne Service Repository und die Kapselung von Endpunkten als Services stärkt erneut die Serviceorientierung innerhalb des Broker-Entwicklungsprozesses und senkt möglicherweise die Schwelle für Kunden, die vom WebSphere ESB auf den Integration Bus umsteigen möchten.
Einige Funktionen von Version 9.0 scheinen noch nicht ganz ausgereift oder vollständig zu sein, wie z.B. das bisher sehr rudimentäre Workload Management. In der Vergangenheit ist es aber auch schon vorgekommen, dass das erste Fixpack zu einer neuen Brokerversion mehr interessante Features gebracht hat, als die ursprüngliche Veröffentlichung.