Mediation mittels Transformation und Routing

Wissensbeitrag

Wie kann durch Mediation auf der Basis eines Messagingsystems lose Koplung zwischen Anwendungen erzielt werden? Gibt es bei der Umsetzung der Mediation Unterschiede zwischen Open Source und kommerziellen Lösungen

Marktüberblick und Vorstellung des Beispielszenarios

Im vorangegangenen Artikel wurden die beiden Messagingsysteme Apache Active MQ und WebSphere MQ verglichen. Damit die von der Anwendung A in die Queue eingereihte Message von der Anwendung B verstanden werden kann, müssen beide sich auf ein einheitliches logisches und physisches Datenformat einigen. Die enge Kopplung kann im Rahmen einer Pipes and Filter Architektur bei der Kommunikation zwischen den beiden Anwendungen gemildert werden.

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Als alternative Mediations Frameworks sind im Open Source Bereich Mule und Apache Synapse zu nennen. Kommerzielle Anbieter betrachten Mediation überwiegend als Teilfunktion ihrer jeweiligen ESBs. Innerhalb der IBM WebSphere Brand existiert beispielsweise aktuell keine rein auf Mediation fokussierte Lösung. Deshalb möchte ich nachfolgend Apache Camel mit dem ESB WebSphere Message Broker vergleichen (nicht zu verwechseln mit dem Active MQ Broker und dem FUSE Message Broker). Dabei werden nur Funktionen verglichen, welche beide Produkte unterstützen.

Apache Camel Mediationen basieren auf der in dem Buch “Enterprise Integration Patterns” ausführlich dargestellten Pipes and Filter Architektur. Der Weg einer Message von der Quellanwendung zur Zielanwendung wird als Route bezeichnet. Eine Route besteht aus der Verbindung mehrerer in Reihe geschalteter Filter. Derzeit unterstützt Apache Camel 31 der 65 Patterns. Mehrere Routen können in einem Kontext gebündelt werden. Der Kontext wiederum stellt ein Java-Objekt da, welches Methoden anbietet um die in ihm enthaltenen Java Routen zu aktivieren.

Nun zum Vergleich der beiden Lösungen, der sich diesmal auf die Bewertung der einzelnen Filter, des Entwicklungsprozesses sowie die Einschätzung der Wartbarkeit beschränkt. Grundlage bildet hierfür die Realisierung eines simplen Szenarios.

Adapter

Beide Lösungen stellen zahlreiche Adapter zur Anbindung verschiedener Nachrichtenformate bereit (WebServices, HTTP, FTP, File, Messagingsysteme, Datenbanken, …). Die einzelnen, innerhalb einer Lösung genutzten Adapter werden in Camel an dem zentralen Einstiegpunkt des Programms definiert. Apache Camel weist diverse Abhängigkeiten zu anderen Projekten auf.

Dies spiegelt sich bei Einbindung der meisten Filter wieder – häufig müssen die Dependencies trotz Unterstützung von Maven manuell aufgelöst werden. Dabei kann es passieren, dass im Laufe des Lebenszyklus Dependencies veralten und nicht mehr aufgelöst werden können, was zu Problemen, bei Migrationen, beziehungsweise Erweiterungen von bestehenden auf Apache Camel basierenden Lösungen führen kann. Einmal definierte Adapter können als Quelle oder Ziel einer Route genutzt werden. Die Einbindung von Adaptern läuft im WebSphere Message Broker grundlegend anders ab.

Aus einer feststehenden Palette können Sie als sogenannte Nodes innerhalb eines Message Flows positioniert und anschließend über eine grafische Oberfläche konfiguriert werden. Abhängigkeiten müssen dabei nicht aufgelöst werden.

Filter
Entwicklungsprozess
Wartbarkeit

Fazit: Apache Camel ist ein Mediationsframework – das bedeutet große Teile der Integrationslösung müssen immernoch eigenständig entwickelt werden

Zusammenfassend kann man sagen, dass Apache Camel als Mediations-Framework gut geeignet ist, allerdings nicht mit einem ESB wie dem WebSphere Message Broker mithalten kann. Apache Camel erleichtert die Anbindung diverser Transportprotokolle enorm und legt eine grundlegende Basisarchitektur für die Realisierung von Integrationslösungen fest. Allerdings müssen die besonders zeitaufwendigen Mediationen weiterhin manuell programmiert werden. Beim WebSphere Message Broker hingegen ist die Basisarchitektur über ein intuitiv verständliches grafisches Tooling gekapselt. Selbst komplexe Mediationen können über komfortable Bedienoberflächen schnell erstellt werden.

Autor

Wolfgang Schmidt
(ehemaliger) GeschäftsführerX-INTEGRATE Software & Consulting GmbHKontakt