Datum
29.04.2013
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In der Integration von IT-Systemen spielt der Enterprise Service Bus (ESB) eine zentrale Rolle, da er es ermöglicht, verteilte Systeme unabhängig von verwendeten Technologien, Datenformaten, usw. über eine zentrale Plattform miteinander zu verbinden. Im IBM WebSphere Portfolio gibt es zurzeit drei ESB-Produkte, den WebSphere Message Broker (WMB), den WebSphere ESB (WESB) und die Datapower Appliance. Die IBM hat sich jetzt entschieden den Message Broker und den WebSphere ESB zu einem Produkt zusammenzufassen, dem IBM Integration Bus (IIB). Dieser Artikel beschäftigt sich mit den Vorteilen, die diese neue Integrationsplattform bietet und den Migrationswegen vom WMB und WESB hin zum IIB.
Warum drei ESB’s?
In der bisherigen IBM ESB-Landschaft gibt es drei ESB-Produkte, die zwar im Kern die gleiche Funktion erfüllen können, jedoch für unterschiedliche Anwendungsfälle gedacht sind. Die Datapower Appliance dient primär als Security Gateway, dass in der DMZ eines Unternehmens angesiedelt ist und vor Angriffen von außen schützen soll. Sie unterstützt grundlegende ESB-Funktionalitäten, dies ist jedoch nicht die Hauptaufgabe der Datapower.
Die Stärke des WebSphere ESB’s liegen in der Implementierung von Serviceorientierten Architekturen (SOA). Darüber hinaus dient er als Integrationslösung für den IBM Business Automation Workflow (BAW). Der WESB ist Java-basiert und baut auf dem WebSphere Application Server (WAS) auf. Der WebSphere Message Broker ist das „Schweizer Taschenmesser“ unter den IBM ESB’s und verwendet als Basis das bewährte WebSphere MQ. Einsatzgebiete des WMB sind oft MQ-lastige Umgebungen. Grundsätzlich kann er jedoch aufgrund seiner unzähligen Adaptern und flexiblen Möglichkeiten der Datenmodellierung zur Verbindung beliebiger IT-Systeme verwendet werden.
Die Planung der IBM sieht jetzt vor, WMB und WESB zu einem Produkt zusammenzufassen, das alle Use Cases beider Produkte abdeckt. Der neue IBM Integration Bus (IIB) ist nichts anderes als Version 9 des WebSphere Message Brokers. Dies bedeutet, dass insbesondere auf Nutzer des WebSphere ESB einige Herausforderungen bei der Migration zum IIB zu kommen.
Migration von WMB und WESB auf IIB
Für Message Broker Kunden ändert sich, bis auf den Namen des verwendeten Produktes kaum etwas. Entsprechend handelt es sich auch bei der Migration schlicht um ein Produktupdate. Unterstützt werden laut IBM-Aussage Migrationen von WMB V6.1, V7 und V8 auf IIB V9.
Ganz anders sieht es für Nutzer des WebSphere ESB aus. Diese müssen auf ein komplett neues Produkt umsteigen, dem einige völlig andere Konzepte zu Grunde liegen. Um die Migration zu erleichtern, verfügt der IIB über ein Conversion Tool, das es ermöglicht, WESB-Artefakte in WMB- bzw. IIB-Artefakte umzuwandeln.
Mit Veröffentlichung der Version 9 soll dieses Tool in der Lage sein, WESB Mediation Flows in WMB Message Flows zu konvertieren. Mit den nächsten Updates soll es dann auch möglich werden, Datenobjekte und sogar Benutzerdefinierte Artefakte wie z.B. selbst entwickelte Java-Komponenten zu migrieren.
Das klingt erst mal sehr gut, allerdings ist nicht davon auszugehen, dass ein konvertiertes WESB-Projekt ohne weitere manuelle Schritte auf dem IIB funktioniert. Vielmehr kann eine Migration, abhängig von der Komplexität der bestehenden WESB-Lösung mit einem aufwändigen Migrationsprojekt verbunden sein. Entsprechend muss es gute Gründe für einen Kunden geben, von WESB auf IIB zu wechseln.
Der Message Broker ist bereits in seiner aktuellen Version um einiges vielseitiger als der WESB, so dass ehemalige WESB-Kunden nach einer Migration von diesen zusätzlichen Funktionen profitieren können. Dies sind u.a. die Unterstützung von .NET, Pattern-Basierte Entwicklung, File Processing, sowie im Vergleich zum WESB flexiblere Möglichkeiten zur Datenmodellierung (MRM/DFDL). Der WESB war, was die Lizenzkosten angeht, bisher günstiger als ein WebSphere Message Broker mit vergleichbarer Funktionalität.
Für Kunden, die vom WESB zum WMB wechseln, ändert sich an den Lizenzkosten nichts. Dafür wird die neue „Scale Edition“ eingeführt, die neben dem Umfang der Message Broker Express Edition die Verwendung beliebig vieler Execution Groups, sowie die Nutzung der WSSR- und SCA-Funktionalitäten des Message Brokers ermöglicht und damit den vom WESB gewohnten Funktionsumfang bietet. Darüber hinaus wird die bisherige Message Broker Trial Version durch die IIB Developer Edition ersetzt, eine kostenlose Entwicklerversion, die von WESB-Kunden genutzt werden kann, um sich mit dem IIB vertraut zu machen.
WMB-Kunden profitieren hauptsächlich von der Stärkung des SOA-Gedankens im Message Broker, sowie der verbesserten Integration mit WAS und BPM. Die dazu notwendigen Änderungen wurden bereits mit WMB Version 8 eingeleitet.
Fazit
Grundsätzlich ist es eine gute Idee, das „ESB-Chaos“ bei der IBM ein wenig aufzuräumen, indem man WESB und WMB zusammenfasst. Für Neukunden fällt die Entscheidung damit zukünftig leichter und für WMB-Nutzer ändert sich ohnehin kaum etwas. Für ESB-Bestandskunden, sieht die Sache etwas anders aus. Trotz Conversion Tool können Migrationen von WESB zu IIB zu aufwändigen Projekten werden und wenn es bei einem Kunden keinen Bedarf gibt, die zusätzlichen Funktionen des IIB zu nutzen, ist es schwer die mit einer Migration verbundenen Kosten zu rechtfertigen.
Allerdings wird auch niemand zu einer sofortigen Migration gedrängt. Im Gegenteil, die IBM rät Kunden mit produktiven WESB-Systemen aktuell von einem Wechsel zu IIB ab. Außerdem bleibt der WESB vorerst auf dem Markt, es gibt noch keinen „End of Life“-Termin für das Produkt und es gibt auch keine konkreten Pläne, den WESB im Business Process Manager durch den IIB zu ersetzen. WebSphere ESB Kunden brauchen sich also zurzeit keine Sorgen um ihre Investitionen zu machen.
Zusammengefasst wirkt es ein wenig so, als ob die IBM selbst noch nicht so genau weiß, wohin ihre neue ESB-Strategie sich entwickeln wird und wie ein dauerhafter Übergang vom WESB zum IIB realisiert werden kann.